Berichte von 09/2023

22Sept
2023

Gastfamilie


Vor zwei Wochen bin ich zusammen mit meiner Mitfreiwilligen in eine Gastfamilie umgezogen, welche ca 1h zu Fuß von dem Guesthouse von UPA entfernt ist. 


-->Esszimmer

--> Wohnzimmer
--> Küche

Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmutter Betty, ihrem Neffen Phelix, ihrer Nichte Karen und einem Mädchen namens Debrah, welche hier ungefähr seit einem Jahr wohnt, aber nicht mit Betty verwandt ist.

Phelix ist schon etwas älter und tagsüber fast immer unterwegs, aber er konnte uns vor allem am Anfang sehr viel erzählen und hat uns auch nochmal mitgenommen nach Kampala. Er ist auch ein Freiwilliger bei UPA und würde gerne mal einen Freiwilligendienst in Deutschland machen, weshalb er auch fleißig deutsch lernt. 

Debrah ist eigentlich zu Betty gekommen um ihr als Hausmädchen bei den vielen Hausarbeiten zu helfen, da Betty schon etwas älter ist und das alles nicht mehr alleine machen kann. Da Debrah mit 15/16 aber noch in einem Alter ist, in dem sie zur Schule gehen sollte, hat Betty sie zur Schule geschickt. Deshalb kocht, wäscht und putzt Debrah immer vor allem in den Ferien, am Wochenende und wenn sie aus der Schule nach Hause kommt. Das war für uns vor allem am Anfang sehr irritierend.
Auch Bettys Nichte Karen (18) geht noch zur Schule und ist momentan im letzten Schuljahr. Sie hilft Betty ebenfalls sehr viel im Haushalt.

Debrah ist ein sehr aufgeschlossenes, lustiges und pfiffiges Mädchen und liebt es, Filme auf dem Fernseher im Wohnzimmer zu schauen. Mit ihr verbringen wir hier mit am meisten Zeit und sie hat uns in den ersten Tagen viel gezeigt, wie zum Beispiel das Waschen der Wäsche, während sie uns dabei regelmäßig kirchernd auslachte, wenn wir uns nicht so geschickt anstellten wie sie.

--> zum Spülen kommt immer schnell viel zusammen


--> Wäsche waschen

 -->im Innenhof wird die Wäsche zum Trocknen aufgehängt 

 

Sie nahm uns auch mit zu ihrer Kirche, was hier übrigens sehr weit verbreitet ist. Jeden, den ich bis jetzt kennengelernt habe, ist gläubig und überwiegend christlich. 

Der Kirchenbesuch war sehr interessant. Im Vergleich zu den Gottesdiensten, die ich aus Deutschland kenne, war dieser viel, viel lebendiger. Als wir den Raum betraten sangen und tanzten die Leute und auf der Bühne standen mehrere Frauen in knallroten Kleidern und machten Stimmung. Als weiße Personen fielen wir dort sehr auf und wurden schon am Eingang herzlich begrüßt und mehrere Leute kamen zu uns, um uns dort willkommen zu heißen. Zu Beginn sollten sich alle Besucher vorstellen, was das Ganze direkt um einiges persönlicher wirklich lies. Auch die Reden und die Predigt waren freier, lauter und sehr lebhaft. Was allerdings sehr schockierend für uns beide war, war das Ende. Davon hatte ich zuvor schonmal gehört, aber das hatte ich noch nie gesehen. Es war, glaube ich, eine Art Dämonenaustreibung und ein Ritual, um den Heiligen Geist zurück in die Körper der jeweiligen Personen zu rufen. Es wurde bei etwa fünf Personen durchgeführt und dabei sah es für mich so aus, als ob einige eine Art Krampfanfall hatten bzw. für einen Moment ohnmächtig wurden.

 

Das Zusammenleben in der Gastfamilie ist ein anderes, als ich es gewohnt bin. Mit der Gastmutter haben alle eher einen respektvolleren Ungang und dadurch, dass sie sich aufgrund von Rückenproblemen nie zu uns an den Esstisch sitzen kann, gibt es auch nicht viel Berührungspunkte. Dass wir ihr aber sehr wichtig sind und sie sich sehr freut, uns da zu haben, hat sie direkt am Anfang gezeigt. Wir haben beide von ihr besondere Namen bekommen in der Sprache ihres Stammes, die übersetzt "Pretty" und "Lovely" bedeuten. Und weil wir mit unseren Hosen wohl auch nicht sehr traditionell aussehen, hat sie uns beiden jeweils ein Kleid gekauft und sich darüber gefreut, dass wir dieses auf der Arbeit tragen können.

In den letzen zwei Wochen haben wir auch beim Thema Essen viel probiert. Ein großer Teil, den wir essen, stammt hier aus dem Garten. Es gibt Kochbananen, Jackfruit, eine Menge an Früchten, die ich nicht kenne und sogar einen Avocadobaum.

Zum Essen gibt es oft Bohnen, Reis oder Matooke (Kochbananen) mit kleineren verschiedenen Beilagen und natürlich viel frisches Obst. Mit Betty und Debrah haben wir gelernt, das hier sehr weit verbreitete Chapati zuzubereiten. Das ist der Teig, in den das Ei bei der Rolex eingewickelt wird und was in regelmäßigen Abständen an der Straße verkauft wird. Chapati besteht praktisch nur aus Mehl, Wasser/Milch und viel Öl...

--> Chapati zubereiten

--> ein Straßenstand an dem u. A. Rolex verkauft wird

Viel Zeit verbringt meine Gastfamilie nicht zusammen, da keinen Wert darauf gelenkt wird, zusammen zu essen und auch sonst jeder eher seinen eigenen Aufgaben nachgeht.  Aber mittlerweile spielen wir abends oft Ligretto zusammen, ein Spiel, was meine Mitfreiwillige als Gastgeschenk aus Deutschland mitgebracht hat und sich Debrah, Phelix und Karen schnell aneignen konnten.

 

 

09Sept
2023

die ersten Tage

Seit fünf Tagen bin ich jetzt erst in Uganda, aber es fühlt sich schon viel länger an. Man sieht, erlebt und erfährt jeden Tag so viel Neues, dass es schwer ist diese ganzen Einfrücke in Worte zu fassen...

In den ersten drei Tagen hatten wir bei unserem Mentor Sam die sogenannte "Orientation", das bedeutet, dass er uns in unseren Seminarraum von viele Fakten und Eckdaten Ugandas bis zu den alltäglichen Tätigkeiten, wie dem Verhandeln auf der Straße erzählt hat. Das war sehr informativ und hilfreich, um sich in das Leben hier grob einzufinden.

Nebenbei haben wir uns auch immer mehr alleine getraut, vor unser kleines Gelände von UPA und auf die Hauptstraße. Wir sind das erste Mal im Supermarkt einkaufen gegangen, sind einfach so an der Straße entlang spaziert, haben den Obstmarkt erkundet und gehandelt. Trotzdem bleibt das Überqueren der Straße immer noch die größte Challenge, auch wenn Fortschritte in Sicht sind.

-->Nansana bei Sonnenuntergang

[Hier befinden wir uns in dem Vorort Nansana, welche mit dem Bustaxi etwa eine Dreiviertelstunde (aufgrund des Verkehrs😂) von Kampala entfernt ist. Die Straße, die durch Nansana geht, führt direkt ins Innere Kampalas.]

Nach den drei Tagen waren wir auch das erste Mal zusammen mit einheimischen Freiwilligen im Zentrum Kampalas. Was Reizüberflutung einer ganz anderen Art bedeutete: Die Autos und Motorräder die sich hupend durch den Verkehr zwängen, große Menschenmassen, laute Gespräche und Geschrei und zusätzlich das Auffallen als große weiße Gruppe. Von allen Seiten hört man das Wort "Muzungu" (Luganda für weiße Person) und von vielen wird man auch angesprochen mit "Hello Friend", "Sister, how are you" oder "I love you Muzungu". Das zusammen kann mit der Zeit ziemlich anstrengend werden, weshalb wir abends alle auch sehr müde waren. Aber wir haben viel gesehen von Kampala und die einheimischen Freiwillige konnten uns sehr viel erklären und viele Tipps geben:)

-->Ein kleiner Markt--> Kampala--> Taxipark

 

05Sept
2023

Ankunft in Kampala

Da war es endlich soweit:

Morgens um 2:30 Uhr klingelte der Wecker und ich machte mich mit meiner Familie auf den Weg zum Flughafen. Und nach dem Check-In und einem kurzen Frühstück stand auch schon der Abschied von der Familie bevor..

Wenig später traf ich auch einen Mitfreiwilligen, mit dem ich zusammen (von einem wunderschönen Sonnenaufgang begleitet) erstmal nach Amsterdam flog. Dort trafen wir dann auch die restlichen 9 Freiwilligen und die Reise nach Kampala begann.

 


Nach 11 langen Stunden erreichten wir endlich Kampala, wo wir von unserem Mentor Sam herzlich begrüßt wurden.

Mit ihm fuhren wir in Bustaxis nochmal 1,5h bis zu unserer Unterkunft von UPA, der ugandischen Organisation, die für uns zuständig ist. Dort wurden wir nochmal herzlich in Empfang genommen und (um 3 Uhr nachts) mit viel Essen begrüßt.

 

Am nächsten Tag kamen wir relativ schnell in den Geschmack des anderen Zeitverständnisses, welches hier herrscht. Um 10 Uhr sollte unser erstes Seminar der Orientierungstage (Eingewöhnungszeit) starten: Sam kam um 12 Uhr...

Nachmittags holte Sam zusammen mit uns unsere ugandischen SIM Karten und wir wurden zum ersten Mal mit Kampala bei Tageslicht konfrontiert. Das bedeutete vor allem sehr (nach meiner Wahrnehmung) chaotischer und lauter Verkehr, bei dem das Überqueren der Straße eine Kunst ist.

Doch zum Verarbeiten der Eindrücke blieb wenig Zeit, als sich auf einmal alles zu zog und es sehr stark zu regnen und gewittern begann (von September bis November ist hier Regenzeit). Wenig später fiel dann auch zum ersten Mal für etwa eine halbe Stunde der Strom aus.. 

 

Am Abend bekamen wir das erste Mal Rolex (=rolled eggs) zu essen, wovon schon die Incoming Freiwillige beim zweiten Vorbereitungsseminar geschwärmt hatten. --> zu Recht:)